Christa und Kurt Thielemann ( Foto: Remo Bodo Tietz)

Nach­ruf

Ab­schied von un­se­rem Mit­glied Kurt Thie­le­mann

Die ETUF-Ten­nis­rie­ge trau­ert um ihr lang­jäh­ri­ges Mit­glied Kurt Thie­le­mann. Er war ein ganz be­son­de­rer Mensch, seine Lie­bens­wür­dig­keit, sein Humor und seine Fair­ness schätz­ten nicht nur seine Mann­schafts­ka­me­ra­den der Her­ren 70/75. Kurt war bei Jung und Alt glei­cher­ma­ßen be­liebt. Wir wer­den un­se­ren Sport­ka­me­ra­den Kurt sehr ver­mis­sen, un­se­re An­teil­nah­me gilt sei­ner Fa­mi­lie. Wir ge­den­ken Kurt Thie­le­manns mit dem in der heu­ti­gen WAZ ver­öf­fent­lich­ten Nach­ruf (Foto: Remo Bodo Tietz):

Ab­schied von Kurt Thie­le­mann: Bei ihm tanz­ten viele Es­se­ner

Er brach­te über drei Jahr­zehn­te Men­schen Tan­zen und Be­nimm bei:

Kurt Thie­le­mann wurde 79 Jahre alt. Die Tanz­schu­le galt 87 Jahre als In­sti­tu­ti­on. Im Alter von 79 Jah­ren ist Kurt Thie­le­mann ver­stor­ben. Sein Name stand für eine In­sti­tu­ti­on, die über Jahr­zehn­te das Frei­zeit­le­ben in Essen ge­prägt hat und ein Teil der Stadt­ge­sell­schaft war – die Tanz­schu­le Thie­le­mann, die bis 2012 an der Goe­the­stra­ße in Rüt­ten­scheid an­säs­sig war. Ge­ne­ra­tio­nen von Es­se­ner Ju­gend­li­chen hat der be­lieb­te Tanz­schul­leh­rer die Schritt­fol­gen in Stan­dard- und La­tein­ame­ri­ka­ni­schen Tän­zen bei­gebracht – von Rumba über Cha-Cha, Rock‘n‘Roll, Slow­fox und Tango bis hin zum Wie­ner Wal­zer. Auch Trends wie Mambo und Salsa ver­schloss er sich selbst im ge­setz­te­ren Alter nicht. Die Tanz­schu­le war 1970, als Kurt Thie­le­mann sie über­nahm, schon ein Be­griff in der Stadt Essen: Sein Onkel Hans hatte sie 1925 be­grün­det. Es ge­hör­te da­mals für junge Men­schen zum guten Ton, Tanz­un­ter­richt zu neh­men – und dabei auch gutes Be­neh­men zu ler­nen.

Gala-Bälle im frü­he­ren Saal­bau waren ein Er­eig­nis

Die Tanz­schu­le Thie­le­mann zähl­te über lange Jahr­zehn­te zu den füh­ren­den Tanz­schu­len in Essen. Be­liebt waren neben den sai­so­na­len Ab­schluss­bäl­len auch die Gala-Bälle im alten Saal­bau, wo sich die Es­se­ner Bür­ger­schaft zu einem ge­sell­schaft­li­chen Er­eig­nis traf.Ge­tanzt wurde bei den sonn­täg­li­chen Tanz­tees auch drau­ßen auf der Ter­ras­se. Kurt Thie­le­mann war, wie man heute sagt, ein Gen­tle­man alter Schu­le: stets höf­lich und zu­vor­kom­mend, char­mant, un­ter­halt­sam, dabei un­auf­dring­lich. Es ge­lang ihm stets, die Tanz­schü­ler zu mo­ti­vie­ren. Dabei ging es ihm im Un­ter­richt nicht nur darum, dass sich die Her­an­wach­sen­den si­cher auf dem Tanz­par­kett be­we­gen soll­ten, son­dern auch auf dem ge­sell­schaft­li­chen Par­kett. Den Ju­gend­li­chen ge­fiel of­fen­sicht­lich diese At­mo­sphä­re, et­li­che blie­ben meh­re­re Kurse über, die jun­gen Män­ner hos­pi­tier­ten oft über Jahre. Und nicht we­ni­ge hiel­ten der Tanz­schu­le spä­ter als Er­wach­se­ne in den Ge­sell­schafts­tanz­krei­sen die Treue.

Über drei Jahr­zehn­te gab Kurt Thie­le­mann den Takt an

Ge­mein­sam mit sei­ner Frau Chris­ta gab Kurt Thie­le­mann über drei Jahr­zehn­te den Takt in der Tanz­schu­le an. Bis 2004, dann über­gab er die Füh­rung an den Bo­chu­mer Tanz­schul­in­ha­ber Wolf­gang Brand. Die­ser be­hielt den tra­di­ti­ons­rei­chen Namen, muss­te den Es­se­ner Stand­ort aber 2012 schließ­lich auf­ge­ben. Das Ge­bäu­de an der Goe­the­stra­ße 89 wich einem Bü­ro­neu­bau – zum gro­ßen Be­dau­ern von Kurt Thie­le­mann, der in der Nähe sei­ner alten Wir­kungs­stät­te lebte. Ge­blie­ben von der Tanz­schu­le Thie­le­mann ist ein fil­mi­sches Do­ku­ment: Die Künst­le­rin Sa­bi­ne Bür­ger be­glei­te­te die letz­ten drei Wo­chen Tanz­be­trieb mit der Ka­me­ra. „Ich hätte nie­mals ge­dacht, dass einer Tanz­schu­le eine der­art große Be­deu­tung und Nach­hal­tig­keit zu­ge­spro­chen wird. Das ist schön; der Kult lebt damit wei­ter“, sagte da­mals Kurt Thie­le­mann.

Am 9. März starb er nach schwe­rer Krank­heit. Die Be­er­di­gung hat im Fa­mi­li­en- und Freun­des­kreis statt­ge­fun­den.

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