Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Für einen Schalker Knappen sind die Regatten am Wannsee
eine seltene Gelegenheit mal wieder in die Hauptstadt zu reisen. Tatsächlich schlägt mein Herz
für St. Pauli, aber mein Vater sagt, dass man beim Wohnort Gelsenkirchen um
Fußballsentimentalitäten nicht herumkommt.
Der Weg nach Berlin ist einfach: An der Veltins Arena auf die A2 und einige Kilometer später am
Potsdamer Kreuz wieder runter. Die Segelbedingungen beim Opti-Pfingstfestival sollten sich als
schwieriger erweisen.
Das Opti-Pfingstfestival wird vom Seglerhaus am Wannsee (WSaW) und dem Potsdamer Yacht
Club (PYC) gemeinsam ausgerichtet. Die Veranstaltung fand traditionsgemäß über das
Pfingstwochenende auf dem Wannsee statt und bot an drei Wettkampftagen anspruchsvolle
Bedingungen für die Teilnehmenden.
Tag 1: Am ersten Wettfahrttag konnte aufgrund der wechselhaften, stark drehenden
Windverhältnisse nur ein Lauf gesegelt werden. Nach zahlreichen Startversuchen und
Abbrüchen bemerkte ein Jury-Boot eine aufziehende Gewitterfront. Die Regattaleitung zeigte AP
über H und ließ uns in die Schlepps gehen.
Ich war als einziger meiner Trainingsgruppe und ohne Betreuung angereist. Glücklicherweise
wurde ich von einem Schlepp mitgenommen und bis vor meinem Hafen gebracht. Ein
Tonnenboot des PYC hat mich dann noch die restliche Strecke bis zur Slippbahn begleitet.
Beeindruckend, wie schnell der Wannsee leer und alle Optis an Land waren.
Tag 2: Am zweiten Tag konnten drei Läufe gesegelt werden. Der Wind frischte im Tagesverlauf
immer weiter auf. Während der ersten beiden Rennen herrschten gute Bedingungen mit
stabilem Wind. Im dritten Lauf lag dann der Grundwind bei über 30 Knoten. Nachdem alle Segler
die nicht aufgegeben haben durchs Ziel gefahren sind und sich in einer kleinen Bucht an die
Motorboote gelegt hatten, sorgte die Wettfahrtleitung dafür, dass das dritte Rennen auch das
Letzte blieb.
Jetzt blieb nur noch die Frage, wie komme ich rein? Um mein Segel zu schonen, hatte ich es
bereits abgebaut und um den Baum gewickelt. Stefano vom Bayrischen Yacht Club (BYC) hat
mich dann freundlicherweise direkt mit in den Hafen genommen und nachdem alle sicher an
Land waren sogar noch mein Rigg geliefert. Dafür noch einmal vielen Dank Stefano!
Tag 3: Am letzten Tag konnten dann wie geplant vier weitere Läufe gesegelt werden. Die
Bedingungen blieben aber drehig und von viel bis wenig Wind war alles dabei.
Auch für mich hat die Regatta alles im Angebot gehabt. Im ersten Lauf gab es direkt einen UFD.
Nachdem die Sache mit dem Streicher aber nun geklärt war, bin ich die Läufe an den Tagen zwei
und drei mit konzentrierter Gelassenheit angegangen.
Den vierten Lauf und seine Starkwindbedingungen konnte ich nur zu Ende bringen, indem ich
auf der Zielkreuz das Schwert deutlich nach oben gezogen habe. Dennoch schoss ich immer
wieder in den Wind und trieb am Ende halbwind durchs Ziel. Drama pur. Über den 11. Platz in
diesem Lauf habe ich mich besonders gefreut. Danke an meinen Trainer George vom Team West,
der über Christi Himmelfahrt viel mit uns unter ähnlichen Bedingungen trainiert hatte. George,
es hat genutzt! Am Ende des zweiten Tages war ich im Tableau auf den 4. Platz geklettert. Die
Abstände zu den Plätzen vor und hinter mir waren groß. Es sollten aber am Montag noch vier
Läufe gesegelt werden. Mit dem Gedanken, dass mit Glück noch etwas mehr drin sein könnte,
ging ich ins Bett.
In den letzten vier Läufen konnte ich mich tatsächlich noch auf den dritten Platz verbessern. Die
Freude über die Platzierung auf dem Treppchen machte den unvermeidlichen Pinguin Preis dann
auch fast wieder wett.
Berlin, es war wieder schön und wir kommen gerne wieder. Die Fairness auf dem Wasser und die
Gastfreundschaft an Land sind immer wieder beeindruckend. Die Wettfahrtleitung des PYC hat
alles gegeben, um aus den schwierigen Bedingungen noch 8 Wertungsläufe zu schmieden und
eine sichere Veranstaltung durchzuführen.
An dieser Stelle auch noch einmal herzlichen Dank an den BSV 1907 für die freundliche
Unterbringung. Ihr seid ein toller Verein!
Und dann noch schnell das Boot gepackt, den Anhänger angehängt, auf die A2 und nach ein paar Kilometern an der Veltins - Arena links ab…