Gardasee 2013
Die Bereitschaft ist groß: Toll, das machen wir. Ein Ruhrland-420er, der mit unseren trainiert, fährt auch mit. Es spricht sich herum, und 3 Optis wollen auch mitfahren und dort an der größten Opti-Regatta der Welt teilnehmen.
Bevor es losgeht sind noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln. Der eine Hänger braucht noch neue Reifen. Der Motor von unserem Schlauchboot Kautsch macht plötzlich Ärger (Norbert bekommt ihn schnell wieder fit.) Und dann einen Tag vor der Abfahrt: Das Auto von Markus wird in der Werkstatt nicht fertig. Was nun? Plötzlich fehlen 6 Plätze für die Reise!
Wir nehmen Zugriff auf Plan B: Markus bekommt den VW Bus von Volker, Volker bekommt das Auto von seinem Vater Dieter und Dieter bekommt das Auto von Anita. Geht doch!
Beim Aufladen der Boote am Mittwoch vor der Abreise verteilen wir eine recht umfangreiche Ausrüstung. Absolut das Wichtigste ist unser großes ETUF - Festzelt. Schließlich brauchen wir Platz zum Aufenthalt für 42 Personen, die in diversen PKWs und Wohnmobilen angereist sind. Außerdem werden acht 420er, drei Optis, ein Jeton, 2 Schlauchboote, 5 Bierzelttische, dazu 7 Bänke, 1 Pilzheizer, 1 Gastrogrill, diverse 30 L Kochtöpfe und ein Gaskocher zum Gardasee gebracht. (Allerdings denken wir zurzeit über die Anschaffung eines 7T LKW nach…)!
Die ersten fahren am frühen Freitagnachmittag los, Samstagabend treffen die Letzten ein. Die Boote werden abgeladen und aufgebaut. Unser Gemeinschaftszelt steht nach einer halben Stunde fertig da. Wir wissen nun, dass Optis auf der Autobahn weit fliegen können, ohne zerstört zu werden und wir haben jetzt einen Opti mit einem "eingebrannten Abdruck" eines LKW - Kennzeichens, der noch regattafähig ist!!
Jetzt müssen wir erst einmal erklären, was ein "Monkey" ist! Ein Monkey ist ein sehr vielseitig verwendbarer Kapuzenschal kanadischer Herkunft, absolut winddicht, Wasser abweisend, polar geeignet und damit genau das Richtige für den Gardasee 2013. Dieses Teil wurde von uns auf der Boot entdeckt und in "weiser Voraussicht" als Preis für die Auftaktregatta einkauft. Somit sind praktisch alle Teilnehmer damit ausgerüstet und man kann sagen, dass die Monkeys außer beim Duschen Tag und Nacht getragen werden
Der Grund ist natürlich die überaus miserable Wetterlage in diesem Frühling. Wir bewegen uns tagsüber in einem Spektrum von 5 -12 Grad. Das Wasser hat 7 Grad. Die Nachttemperaturen verschweige ich lieber. Nur soviel: Es ist schon über Null. Das mag in Essen zu dieser Jahreszeit ja okay sein, aber für bella Italia hatten wir schon andere Vorstellungen. Aber das Hoch über Deutschland lenkt ja so wunderbar die Regengebiete auf uns und erfreut besonders die Segler, die in Zelten untergebracht sind. Brrr!
Erstaunlicherweise ist die Stimmung bei den Jugendlichen ausgezeichnet. Hauptsache Wind und man kann segeln. Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass es beim Begleitpersonal hin und wieder vorübergehende leichte Stimmungseintrübungen gibt
Sonntagmorgen 8 Uhr Frühsport bei 8 Grad und knackigem Wind. Unsere Trainerin Annika montiert die wasserdichten GoPro Kameras an den Booten und los geht`s mit dem ersten
Manövertraining. Ein bisschen merkt man den langen segelfreien Winter. Aber trotz einiger Kenterungen oder artistischer Übungen im Trapez, über und unter Wasser, sehen wir viele lachende Gesichter, wenn die Segler wieder auftauchen. Das Sicherungsboot ist gut beschäftigt und die Landcrew hat in den Pausen mehr als genug mit kleinen Reparaturen zu tun.
Nach dem Abendessen werden die Filmaufnahmen des Tages mit dem Beamer an die Zeltwand geworfen und es gibt Manöverkritik von Annika. Es gibt nette Filmchen, z. B. über den rückwärts aus dem Boot plumpsenden Finn oder die falsch abbiegende Lisa, quickende Girls im Surf, die „MS Europa`- beim Eierlegen im Trapez, den Kunstgriff mit dem Ines ihren Steuermann Thilo ins Boot zurückschleudert, viele „State of the Art` Kenterungen. Auch die Landcrew hat sehr viel Spaß an den Aufnahmen.
Montagmorgen beim Joggen der nächste " Gau": Jojo verletzt sich am Fuß, wir befürchten einen Bänderriss. Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass die Bänder ganz sind und nichts gebrochen ist. Jojo humpelt anfangs noch mit Krücken. Es wird aber schnell besser und am Mittwochnachmittag sitzt er wieder im Boot. Erkältungsbedingt gibt es auch einige Ausfälle, diese Kranken kommen jedoch schnell wieder auf die Beine. Jan zieht aus dem kalten Zelt vorübergehend zu Familie Dörsch ins Apartment und wird dort wieder aufgepäppelt. Demzufolge werden auch die Crews öfter mal durchgewechselt.
Abends, wenn die hungrige Truppe einfliegt, steht das Essen schon bereit. Jeden Tag ist eine andere Familie mit Kochen dran. Ob Chili con Carne, Geschnetzeltes mit Ratatouille, Frikadellen mit Bratkartoffeln und Salat, Hähnchen in Brokkolirahmsauce, handgemachtes Kartoffelpüree, es reicht stets für alle 42 hungrige Mäuler. Spaghetti mit Tomatensauce und frisch geriebenem Parmesan darf natürlich auch nicht fehlen. Wir sind froh über Küchenchef Begos professionelles Equipment und seine Anleitung in unserer Großküche vom Baldeneysee.
Mittlerweile sind wir einige Tage am Gardasee und wir können von spontanen Krankenhausbesuchen, einer gut gefüllten Lazarettstation und im Eiswasser schwimmenden 420er Crews berichten. Aber das sind nur die Geschichten für die kommenden langen Winter
Mittwochabend ist der "Nationenlauf" der Optis durch Riva. In diesem Jahr sind zur Optiregatta übrigens 1400 Optis aus der ganzen Welt gemeldet. Das ist der absolute Meldeweltrekord!!! Unsere 3 Optis werden an diesem Abend von den 420er Seglern begleitet und haben eine mächtige Unterstützung. Die neue Teamkleidung macht sich dabei ausgezeichnet. Es gibt Leute, die behaupten sie würden überall ETUF sehen.
Inzwischen sind die Temperaturen tagsüber im leicht zweistelligen Bereich. Hurra! Heute wird gegrillt. Markus will jetzt seine Zentralheizung zuhause bei ebay einstellen. Er meint, so etwas bräuchte er nicht mehr. Wir hören vom Wetter in Essen und sind im Vergleich ganz zufrieden. Aber eigentlich ist es, zumindest aus Sicht des Landteams, ziemlich grausam. Statt in der Sonne zu sitzen, trifft man sich im Zelt am Pilzheizer! Die Segeljugend ist immer noch gut drauf und trotz einiger Schwimmübungen scheint keiner zu frieren. Nur die Schlauchbootcrews zittern trotz 5 Schichten Kleidung übereinander. Hagen, Martin und Jürgen sorgen immer wieder für Gasnachschub für den Pilzheizer.
Donnerstag und Freitag segeln unsere Jugendlichen Wettfahrten mit den auch anwesenden Kaderseglern aus NRW und Bayern. Über 40 Boote sind schon ein beachtliches Feld.
Unsere Jugendlichen sammeln Erfahrungen und sind ein wenig zu höflich gegenüber den Kaderseglern. Unser Tipp, mal ein bisschen frecher an den Start zu gehen, wird sehr gut beherzigt, führt jedoch zu einem größeren Auftragseingang bei der Fa. Eiermann.
Alle hoffen auf besseres Wetter in diesen Tagen. Was bleibt, ist jedoch viel Regen. Also fahren einige Fahrrad im Regen, die Jugendlichen gehen im Regen nach Torbole ein Eis essen, einige machen Ausflüge in die Umgebung im Regen, wir machen Fotos im Regen. Und wir machen das Beste draus. Das Zelt wird zu einem Kino umgebaut, damit die Jugendlichen bei Flaute und Regen einen Film gucken können. Bislang fällt uns immer noch etwas ein. Morgen ist Ostersonntag, welche Pfützen sich wohl am besten zum Eierverstecken eignen?
Beim Osterfrühstück um den Pilzheizer ist die Laune ungetrübt, es regnet nicht beim Eiersuchen. Den Ostersekt gibt es draußen unter freiem Himmel im Sonnenschein. Ob jetzt der Frühling kommt?
Denkste! Temperaturen werden völlig überbewertet! Oder warum gehen Max und Thilo barfuss und mit blankem Oberkörper zum Duschen? Nach dem Training springen die Crews ins Wasser und genießen Badefreuden. Das führt allerdings bei Christopher am vorletzten Tag zu einem recht dicken Knie. Die Crew der „MS Europa` segelt bei jeder Kenterung freundlich winkend und Müsliriegel mümmelnd durchs Bild. Bende findet, dass sein Name in einem Trainingslager ausgesprochen suboptimal ist, da er sich bei jedem Ruf zur Wende angesprochen fühlt. Constantin entwickelt sich zum Profi-Berger, wenn er auf dem RIB mitfährt, denn seine Bereitschaft permanent ins Wasser zu springen und gekenterten Mannschaften zu helfen, ist enorm. Die RIB - Crews finden, dass die Welle auf dem Gardasee jeden Orthopäden glücklich macht und Gummistiefel auch auf dem RIB sehr sinnvoll sein können. Das Wort Aufräumen bekommt im Jungenzelt eine ganz neue Bedeutung, das ist aber aus ethnologischer Sicht nicht wirklich überraschend. Wir haben keine Mückenprobleme, der Urlaub ist staubfrei, und bei Regen ist der Platz eine einzige Fangopackung.
Während der ganzen Zeit kämpfen auch unsere Optis mit den widrigen Bedingungen bei der Regatta. Cara ist erst einmal krank und muss ohne Training ins Rennen gehen. Sie schlägt sich tapfer und hat überlebt.
Lasse Kalthoff segelt bei den Jüngeren (Cadetti) seine erste große Regatta und wird von Tag zu Tag besser. Er kommt in seiner Gruppe auf einen guten 76. Platz von 150
Anscheinend hat ihn das aber noch nicht ausgelastet, denn im Anschluss fährt Lasse mit seinem Vater noch an den eiskalten Bodensee um dort noch ein große Regatta mit zu segeln.
Training und Regatta am Gardasee machen sich dort sehr positiv bemerkbar: Lasse wird 6 von 28.
Na ja, der Großteil der Boote kann bei trockenem Wetter am Montag nach dem letzten Training aufgeladen werden. Ab Montagnacht gehen die Gespanne zurück, einige bleiben noch bis Donnerstag. Schließlich treffen sich alle wieder in Essen am Sonntagnachmittag zum Abladen.
Fazit: Unsere Jugend ist schon eine tolle Truppe, es hat nicht den geringsten Ärger gegeben, ihr hattet alle immer gute Laune. Wir - die Begleitteams - hatten einen Riesenspaß! Mit euch würden wir jederzeit wieder fahren!!