Brouwersdam 2016
Mitten im grauen Ruhrgebietswinter erreichte uns als Neu-ETUF-ler die Frage, ob wir im Mai ein Wochenende am Grevelinger Meer in Brouwersdam verbringen wollten. Erinnerungen an unbeschwerte lange Wochenenden (ok, noch in einer Zeit ohne Kinder) an holländischen Stränden und Segelabenteuer ließen uns sofort zusagen, ohne dass wir eine konkrete Vorstellung hatten, was uns erwartet.
Nach kalten Osterferien und einem winterlichen späten April fing diese Entscheidung an, uns Angst zu machen. Große Angst, Angst vor blauen Füßen, quengelnden Kindern und feuchten Klamotten. Klamotten, die noch nicht einmal vorhanden waren. Ran an das Laptop und in mindestens 5 verschiedenen Onlineshops nach Restposten Ölzeug, Thermounterwäsche und Mützen surfen. Ein paar Klicks weiter hatten wir eine große Menge warmen Zeugs eingekauft und die Waschmaschine frischte die Rodelklamotten auf, die im Winter eh nicht gebraucht wurden.
Auch von dem Ausmaß der Veranstaltung hatten wir keine Vorstellung. „Viele Familien“ ist ja ein relativer Begriff. Schließlich waren wir 130 Personen, 23 Optis, 11 420er, 2 Laser, 3 Zugvögel („Unsinkbar“ ist diesmal an der Wasseroberfläche geblieben!), ein Conger, ein Musto Skiff, eine J22, ein Jeton, ein Kinderkajak und 6 Motorboote. Neuer Rekord?, unbekannt, aber ein ganz schön langer Treck immer gen Westen.
Alles anders und einfach schön war es, in Brouwersdam anzukommen. Perfektes Wetter, gute Laune und ein riesiges Schnitzel vor der ersten Nacht ließen das Beste hoffen.
Aufgewacht, die Sonne scheint und Strickpullis, lange Unterwäsche und Mützen konnten ganz unten in den Kleiderchaosstapel gewühlt werden! Noch etwas müde traben alle Kinder um 8 Uhr zum Frühsport, anschließend Frühstück: ein Kindertraum mit Schokocreme und Hagelslag und dann ab zum Training!
Unterdessen werden an den mitgereisten Elternbooten noch letzte kleine Arbeiten verrichtet, bevor sie mit vereinter Kraft von bis zu 20 Mann und Frau aus den Trailern und ins Wasser gehoben wurden. Bestimmte Mitglieder der sagenumwobenen „Hänger-AG“ wachten akribisch darauf, dass Lichtleisten und Radnaben bei der Aktion trocken blieben – was sogar fast immer gelang…
Was gab es noch Wichtiges zu erledigen? Krebsangel kaufen, Eimer schnorren und los, wer fängt den größten Krebs! Perfektes Bullerbüfeeling, wenn die Kinder gemütlich auf den Steg abhängen und warten, bis ein Krebs an der Muschel knabbert. Und dann die Krebse befreien und zusehen, wie sie ins Wasser zurückrennen. Und dann: einfach wieder von vorn…
Währenddessen trainieren die Optikids fleißig auf dem, verglichen mit dem heimischen Baldeneysee, doch recht großen Grevelinge Meer bei perfekten Wind- und Wetterbedingungen. Das Trainerteam hatte alle Hände voll damit zu tun, die umherflitzende Optischar beisammen und die vielen Kinder bei Laune zu halten – so ungefähr muss es sein, wenn man Entenmamma ist!
Die kommenden Tage plätscherten so wunderbar dahin, dass man statt 4 Tagen auch 2 Wochen hätte bleiben können. Die Kinder trainierten, spielten im Sand, fingen Krebse, fuhren Kajak und die Erwachsenen segelten, saßen am Steg oder ließen die Seele baumeln.
Das kleine Hafenbecken glich dabei allabendlich einem „Wimmelbild“ – die Optis hatten teilweise bei auflandigem Wind ihre liebe Mühe, einigermaßen „rummsfrei“ an den Steg zu kommen, es wurde fleißig Kentern trainiert, zwischendurch beschlossen einige Kids, einfach mal mitten durch das Getümmel auf die Insel zu schwimmen, und im Hintergrund schlichen sich, leise und elegant, die 420er vorbei. Und während wir Eltern mal mehr, mal weniger gekonnt versuchten, mit einem der „Elternboote“ (Zugvögel, Conger) vom Steg los zukommen, zeigt Holger mit der J22 sehr lässig, dass man unter Segeln mit geschätzten 5 Knoten Speed auch rückwärts quer durch den Hafen an den Steg fahren kann – Chapeau
Am Freitag dann noch ein Highlight: Bootstaufe (auch das auf der Liste der großen Unbekannten für uns! Was um Himmelswillen tut man, wenn man nicht die Queen ist und elegant Champagner auf Ozeanriesen zerschellen lässt? ). Ein tolles Event: nach Einleitung von Thomas Mai tauften die Kinder die über die Toppen getakelten Optis und einen 420er. Die folgenden Boote sind also neu dabei: „Carlo“ (Skipper: Anton), „Delfin“ (Klara), „Happy Opti“ (Lilith), „Pottwal“ (Paul), „Wasserläufer“ (Adrian), „Windwalker“ (Joseph) und Jills und Kathis 420er, der jetzt auf den Namen „Cookie“ hört.
Samstagabend schließlich packte das Opti-Fieber dann auch den ein oder anderen Papa, und es ergab sich spontan ein ganzes Feld von auf Knien in den Schüsseln des Nachwuchses hockenden Vätern, die hintereinander her um die Tonnen jagten. Schnell wurde festgestellt, dass das äußerst unfair verteilte Körpergewicht der Teilnehmer dabei ein echtes Handicap darstellt. Für die für das nächste Jahr schon angedachte Eltern-Opti-Regatta wurden schon eifrig Pläne für eine Ausgleichsformel geschmiedet, alternativ wurden auch schon hopfenhaltige Kaltgetränke als Gewichtsausgleich ins Spiel gebracht. Da Superleichtgewicht und Skiff-Racer Till davon dann vermutlich mehrere Kästen zu transportieren hätte, muss an der Ausarbeitung des Reglements wohl noch gearbeitet werden.
Was bleibt zu tun für nächstes Jahr (denn wir sind wieder dabei!)? Eigentlich nur den Gewichtsausgleichsalgorithmus für die Opti-Elternregatta festlegen… und Danke sagen: für eine tolle Organisation, für das Engagement der Segelriege und der Trainer und die gute Laune aller Beteiligten.
Jutta Dissen und Thomas Görlich mit Opti-Kind Joseph und hoffentlich auch bald Opti-Schwester Ella