125 Jahre Ruderriege
Vierzehn Jahre existierte der ETUF schon, als Friedrich Alfred Krupp 1899 die Gründung einer Ruderriege anregte und gleich ein Bootshaus am Ruhrufer unterhalb der Villa Hügel errichten ließ. 125 Jahre später blickt die Ruderriege auf eine bewegte und sportlich erfolgreiche Geschichte zurück. Dankbarer Weise ermöglichte es die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, das Jubiläum am 30. Juni in der Villa Hügel zu begehen. Am Samstag wurden die Technik aufgebaut und alle Vorbereitungen für den großen Empfang am Sonntag getroffen. Rund 150 Mitglieder und Gäste waren erschienen, darunter als Ehrengäste der Oberbürgermeister Thomas Kufen, der Ehrenvorsitzende des Deutschen Ruderverbands Prof. Wolfgang Maennig, der Sprecher des Nordrhein-Westfälischen Ruderverbands Wilhelm Hummels, der Vorsitzende des ETUF Lutz Cardinal von Widdern, sowie Vertreter des Essener Sportbunds, des Essener Ruderregatta-Vereins und unserer Nachbarvereine. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen meldete sich per Videobotschaft.
Nach einem Willkommensgruß und Gratulation durch Frau Dr. Muylkens, Vorstandsmitglied der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, begrüßte der Vorsitzende der Ruderriege Dr. Diethard König die Gäste und führte durch das Programm. Erstaunlich war, dass keine langweiligen Grußbotschaften abgespult wurden, sondern sehr kurzweilige Reden gehalten wurden, die auch viel Stoff zum Nachdenken boten. Natürlich wurden die Erfolge der Ruderriege gewürdigt, Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, Olympia-Teilnahme und olympische Medaille. Es wurden aber auch ganz aktuelle Entwicklungen angesprochen, die veränderte Bedeutung des Breitensports, die zunehmenden Schwierigkeiten, Kinder und Jugendliche für unseren Sport zu begeistern, das nachlassende ehrenamtliche Engagement und die derzeitige Leistungsschwäche der deutschen Ruderer. Mit diesen Problemen haben alle Vereine zu kämpfen, und wenn man den Festrednern glauben darf, hat die Ruderriege sich diesen Herausforderungen in bester Weise gestellt. Mit großem Engagement der Mitglieder wurde schon zweimal die Regatta „Rudern gegen Krebs“ durchgeführt. Die dritte Auflage steht bevor. Erst am vergangenen Wochenende konnten die Juniorinnen bei der Jugendmeisterschaft vier Medaillen gewinnen, davon zwei Goldene. Die Kindergruppe ist stark angewachsen und aktiv. Während des Festakts starteten vier Kinder beim Bundeswettbewerb in Berlin. Im einstmals männlich dominierten Verein ruderten im Breitensport letztes Jahr die Frauen erstmals mehr Kilometer als die Männer. In allen Reden klang Optimismus für die kommenden 125 Jahre an.
Der Höhepunkt des Festakts aber fand draußen vor der Villa statt. Der Regen des Vormittags hatte sich verzogen und unter mittäglicher Sonne strahlte ein nagelneuer Gig-Achter in weiß und gelb, bereit für die Bootstaufe. Das fast 18 m Meter lange, komplett aus Kunststoff gefertigte Boot ist für die Breitensportler bestimmt. Als Kontrast lag daneben die „Pelagia“, unser 120 Jahre alter historischer Einer mit Steuermann. Dahinter blickte Friedrich Alfred Krupp von seinem Denkmal auf die Boote, offensichtlich recht zufrieden mit dem, was er vor 125 Jahren angestoßen hatte. Gleich vier Taufpaten, die Ehrenmitglieder der Ruderriege, die auch vier Generationen von Ruderern vertreten, tauften das Boot auf den Namen „Hügel“ und wünschten ihm allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Der neue Achter wurde in Windeseile auseinandergenommen, auf einen bereitstehenden Bootshänger geladen und zum ETUF gebracht. Hier wurde er genauso schnell wieder zusammengebaut, und dann wurde er zum ersten Mal ins Wasser gesetzt. Vier Kinder und vier Breitensportler – natürlich paritätisch mit beiden Geschlechtern – setzten sich ins Boot. Auf dem Steuer- und Ehrenplatz hatte Helmut Gerds das Kommando. Unter dem Applaus der Gäste fuhr das Boot am Steg entlang. Mit vielen gespendeten Kuchen und Kaffee klang das Fest aus.
Nachzutragen ist noch, dass am Abend vorher die Mitglieder eingeladen waren zu einer Fahrt mit einem Schiff der Weißen Flotte. Vom Anleger am Zielturm ging es durch die Schleuse nach Kettwig, wieder zurück und noch einmal auf dem Baldeneysee nach Kupferdreh. Rund siebzig Mitglieder genossen die abendliche Stimmung, ein erlesenes Buffet und gute Getränke. Bei Diskomusik wurde getanzt. Es hätten ruhig ein paar mehr kommen können, aber vielleicht war der Fußball mit dem Spiel Deutschland gegen Dänemark an diesem Abend mächtiger. Das Gewitter, das in Dortmund niederging, hat uns natürlich auch getroffen, aber am späten Abend kamen alle wieder trocken an. Nicht anerkannte und tatsächlich erzielte Tore ließen sich auch auf zahlreichen Handys verfolgen.
Eine so große Veranstaltung ist natürlich nur möglich mit unzähligen Stunden Arbeit und vor allem guten Ideen und kluger Organisation. Seit Monaten hat ein Organisationskomitee intensiv daran gearbeitet. Allen Beteiligten gilt unser Dank und Respekt für diese Leistung. Über das Jubiläum hinaus wird eine Festschrift Bestand haben, die auf fast 100 Seiten neben einer Chronik der letzten 125 Jahre alle Bereiche der Ruderriege beleuchtet, von den großen Regattaerfolgen bis zum Breitensport, Jugendrudern und Wanderfahrten. Es werden auch die Persönlichkeiten vorgestellt, die in den letzten Jahren unser Vereinsleben geprägt haben. Wer schon einmal in alten Festschriften geblättert und dabei Schätze der Vergangenheit entdeckt hat, weiß, dass auch diese Festschrift einmal den zukünftigen Generationen der Ruderriege unsere letzten Jahre lebendig machen wird.
Fotos (Villa Hügel) von Arne Pöhnert, www.arnepoehnert.de