WSMP im GC Müns­ter-Wil­king­he­ge

Herzschlagfinale endet im Freudentaumel

Wenn ich mich je­mals ge­fragt haben soll­te, warum ich Tur­nier­golf spie­le, warum ich der Mann­schaft des Etuf an­ge­hö­ren möch­te und warum ich dafür trai­nie­re, bes­ser zu wer­den, sind alle diese Fra­gen am 25. Mai 2014 be­ant­wor­tet wor­den. Beim Willy Schnie­wind Mann­schafts­preis spielt un­se­re Club­mann­schaft seit der Um­stel­lung des Sai­son­mo­dus mit meh­re­ren Spiel­ta­gen auf einen ein­zel­nen Spiel­tag in der 3. Liga. Seit die­sem Zeit­punkt ist un­se­re Club­mann­schaft in jedem Jahr die vom Han­di­cap her „schlech­tes­te“ Mann­schaft der Liga. Seit die­sem Zeit­punkt be­ant­wor­ten die an­de­ren Mann­schaf­ten der Liga die Frage, wer die­ses Jahr ab­steigt, mit „Etuf“. Seit die­sem Zeit­punkt hat un­se­re Club­mann­schaft am je­wei­li­gen Spiel­tag ge­zeigt, was Mann­schafts­geist ist, wie die Leis­tung des Ein­zel­nen durch die Ein­bin­dung in eine Mann­schaft ge­puscht wird und dass man den Un­der­dog nie­mals un­ter­schät­zen soll­te. Am 25. Mai 2014 trat un­se­re Mann­schaft im Golf­club Müns­ter Wil­king­he­ge an, um auch in die­sem Jahr unter Be­weis zu stel­len, dass sie in Liga 3 ge­hört und sich hin­ter Mann­schaf­ten mit bes­se­ren Han­di­caps und grö­ße­rem fi­nan­zi­el­len Auf­wand nicht zu ver­ste­cken braucht. Teile der Mann­schaft um Trai­ner Hel­mut Mair reis­ten be­reits am Frei­tag in Müns­ter an, um sich op­ti­mal zu ak­kli­ma­ti­sie­ren. Hier­zu ge­hört für un­se­re Club­mann­schaft nicht nur das Trai­ning auf dem Platz, son­dern auch die Auf­nah­me eines Team­spi­rits, der sei­nes­glei­chen sucht. Am Sams­tag kam das ganze Team zu­sam­men, um sich ganz auf die schwe­re Auf­ga­be am Sonn­tag ein­zu­stel­len. Im Nach­hin­ein muss man hier ins­be­son­de­re die Mo­ti­va­ti­ons­fä­hig­keit des Trai­ners loben, der mit der Aus­sa­ge, „wir schie­ßen mit Pfeil und Bogen auf Pan­zer“, je­doch kurz­zei­tig auch für Ver­wir­rung sorg­te. Die Bühne war be­rei­tet, als am Sonn­tag­mor­gen der Start­schuss zum frü­hen Hö­he­punkt der Sai­son der Club­mann­schaft fiel. Am Vor­mit­tag wurde Zähl­spiel-Ein­zel ge­spielt. Für un­se­re Mann­schaft tra­ten Kon­stan­tin Nel­les­sen, Mat­thi­as Spie­gel, Mat­thi­as Klein, Inga Stoll­mann, Mar­tin van de Loo und Bernd Brandau an. Ins­be­son­de­re Kon­stan­tin Nel­les­sen und Mat­thi­as Spie­gel konn­ten mit Run­den je fünf über Par über­zeu­gen. Nach der Vor­mit­tags­run­de be­leg­te der Etuf so Platz 5 und muss­te in der Nach­mit­tags­run­de im Loch­wett­spiel gegen die Mann­schaft aus Bad Sal­zu­flen an­tre­ten. Lei­der wur­den drei Matches an Loch 1 und drei Matches an Loch 11 ge­star­tet, so dass die Spie­ler nicht immer dar­über im Bilde waren, wel­che Mann­schaft vorne lag. Nach Be­en­di­gung des letz­ten Matches stand fest, dass noch keine Ent­schei­dung ge­fal­len war. Wäh­rend Kon­stan­tin Nel­les­sen, Mat­thi­as Spie­gel und Bernd Brandau ihre Matches ge­win­nen konn­ten, muss­ten Mat­thi­as Klein, Inga Stoll­mann und Ole Han­sen sich stär­ke­ren Geg­nern ge­schla­gen geben. 3 zu 3. Ein Un­ent­schie­den kann es nicht geben, ein Ge­win­ner muss durch Ste­chen er­mit­telt wer­den. Im Rah­men des Willy Schnie­wind Mann­schafts­prei­ses er­folgt dies auf die Weise, dass jedes Team einen Spie­ler be­nennt und ein Sud­den-Death-Play­off zwi­schen die­sen bei­den Spie­lern aus­ge­tra­gen wird. Nach zwei Run­den Golf, gro­ßer An­stren­gung, Kon­zen­tra­ti­on und Emo­ti­on, bricht sich die Ent­schei­dung auf einen Spie­ler her­un­ter, der die Bürde auf sich nimmt, sich in die­ser Si­tua­ti­on für das Wohl und Wehe des gan­zen Teams zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ein Mo­ment für wahre Hel­den. Kon­stan­tin Nel­les­sen hatte den gan­zen Tag blitz­saube­res Golf ge­spielt und fühl­te sich kör­per­lich und geis­tig fit. Gerne und mit viel Zu­ver­sicht über­trug der Rest des Teams die Ver­ant­wor­tung auf Kon­stan­tin. Für Bad Sal­zu­flen trat ein Spie­ler an, der zwar sehr gute sport­li­che Leis­tung an die­sem Tag ge­zeigt hatte -ein Schlag über Par im Zähl­spiel-, sich je­doch im Loch­spiel gegen mich­nicht immer als Sports­mann ge­zeigt hatte, was die Mo­ti­va­ti­on zu­sätz­lich stei­ger­te. Der Geg­ner hatte die Ehre des ers­ten Ab­schlags und ver­zog die­sen nach links. Im ers­ten Mo­ment er­ahn­ten wir hier be­reits einen Vor­teil. Kon­stan­tin schlug ner­ven­stark ein Ge­schoss von Drive die Bahn run­ter, der je­doch lei­der einen Fair­way­bun­ker traf. Der Ball des Geg­ners lag, völ­lig un­ver­dient, frei zum Grün, dass die­ser mit dem zwei­ten Schlag auch traf und we­ni­ge Meter zum Loch hatte. Kon­stan­tin hin­ge­gen traf den Ball im Bun­ker nicht sau­ber, so dass er sich nun­mehr im Grün­bun­ker be­fand. Vor­teil Bad Sal­zu­flen. Doch Kon­stan­tin kann nicht nur op­tisch mit Mar­tin Kay­mer ver­wech­selt wer­den, auch spie­le­risch und nerv­lich sind sol­che Ver­glei­che be­rech­tigt. In einem Mo­ment der höchs­ten An­span­nung schaff­te Kon­stan­tin es, einen her­aus­ra­gen­den Bun­ker­schlag zu fa­bri­zie­ren, der bei­na­he ge­fal­len wäre und einen knap­pen Meter neben dem Loch zur Ruhe kam. Nach­dem der Geg­ner sei­nen Bir­die-Putt nicht lo­chen konn­te, tes­te­te Kon­stan­tin noch­mals die Ner­ven sei­ner Team­ka­me­ra­den, indem er sei­nen Par-Putt mit der letz­ten Um­dre­hung fal­len ließ. Ein Ju­bel­sturm der Etuf-Mann­schaft be­glei­te­te die Spie­ler zu Tee 2. Die Psy­cho­lo­gie sprach nun für uns, hatte sich der Geg­ner an der eins schon als Sie­ger ge­wähnt und war doch an das nächs­te Loch ge­zwun­gen wor­den. So ver­zog er er­neut sei­nen Drive, dies­mal nach rechts und hatte kei­nen Schlag ins Grün. Kon­stan­tin hin­ge­gen, mit Ner­ven aus Draht­sei­len, drosch sei­nen Drive er­neut schnur­ge­ra­de die Bahn run­ter. Wie­der­um Ju­bel­stür­me des Etuf be­glei­te­ten die Spie­ler die Spiel­bahn hin­un­ter. Lei­der war Kon­stan­tins Ball schlecht nach links ge­boun­ced, so dass die Krone eines auf das Fair­way hin­über ra­gen­den Bau­mes auch ihm einen frei­en Schlag ins Grün ver­wehr­te. Beide Spie­ler leg­ten vor. Der Geg­ner war nun wie­der­um zu­erst an der Reihe, ließ sei­nen Ball aus 60 Me­tern 10 Meter kurz und lan­de­te im Steil­hang einer bösen Gras­sen­ke vor dem Grün. Das war die Chan­ce. Kon­stan­tin hatte sei­nen zwei­ten Schlag ein wenig zu weit links plat­ziert. Aus der Ferne war nicht ein­deu­tig zu er­ken­nen, ob er einen frei­en Schlag auf die Fahne hatte oder er­neut ein Baum am Grün im Weg war. Mat­thi­as Spie­gel hielt es vor Ner­vo­si­tät nicht aus und rann­te dia­go­nal auf die seit­lich an­gren­zen­de Spiel­bahn, um den Win­kel ab­zu­schät­zen. Tat­säch­lich war der Baum im Weg und Kon­stan­tin muss­te den Ball leicht an­pres­sen, um eine fla­che Flug­bahn zu er­zeu­gen. Er­neut zeig­te er je­doch keine Ner­ven und spiel­te einen her­vor­ra­gen­den Ball drei Meter an die Fahne. In die­ser Druck­si­tua­ti­on zeig­te der Geg­ner Ner­ven und schlug sei­nen Ball, zu­ge­ge­ben aus sehr schwe­rer Po­si­ti­on, deut­lich zu weit ei­ni­ge Meter hin­ter die Fahne. Den an­schlie­ßen­den Putt konn­te der Geg­ner nicht lo­chen, so dass Kon­stan­tin nun zwei Putts aus drei Me­tern zum Sieg des Etuf hatte. Worte rei­chen wahr­schein­lich nicht, um die Ge­füh­le aus­zu­drü­cken, die Kon­stan­tin in die­sem Mo­ment emp­fun­den hat. In „nor­ma­ler“ Si­tua­ti­on mag es als nicht allzu schwer er­schei­nen, einen Ball aus drei Me­tern mit zwei Schlä­gen zu ver­sen­ken. In einem Mo­ment wie die­sem rückt das Loch je­doch immer wei­ter weg und wird immer klei­ner. Kon­stan­tin konn­te je­doch den Au­gen­blick für wahre Hel­den nut­zen, legte den ers­ten Putt zum Tap-in ans Loch, loch­te den Ball und löste einen Ju­bel­sturm der gan­zen Mann­schaft aus. Auf diese ner­ven­zeh­ren­de, le­gen­den­bil­den­de und am Ende an Dra­ma­tik nicht zu über­bie­ten­de Art und Weise hat der Etuf die Mann­schaft aus Bad Sal­zu­flen ge­schla­gen und diese in Liga 4 ge­schickt. Ein nicht nur sport­lich, son­dern auch mensch­lich über­zeu­gen­der und ver­dien­ter Er­folg. Mein Dank gilt mei­nen Mann­schafts­ka­me­ra­den –nicht nur den ein­ge­setz­ten Spie­lern, son­dern dem ge­sam­ten Kader-. Es macht mich stolz, mit euch sol­che Dinge er­le­ben zu dür­fen. Mein Re­spekt gilt Kon­stan­tin Nel­les­sen, der im Ste­chen Au­ßer­ge­wöhn­li­ches ge­leis­tet hat. Das Ge­sicht der Golf­rie­ge des Etuf wird durch die Frau­en und Män­ner ge­prägt, die im sport­li­chen Wett­kampf ihre Lei­den­schaft für den Sport und ihre Ver­bun­den­heit mit un­se­rer Mann­schaft zei­gen. „Ge­schich­ten“ wie die hier er­zähl­te sind ge­eig­net, My­then zu be­grün­den. Der My­thos von den „Un­ab­steig­ba­ren“ ge­fällt mir. Wir wer­den wei­ter daran ar­bei­ten. Mat­thi­as Klein

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