Verdamp´ lang her
Six-Pack vor den Toren Hamburgs Um es vorweg zu nehmen: das Six-Pack lebt noch, aber es hat sich einiges geändert seit der letzten Reisechronik in den ETUF-Nachrichten anlässlich unserer Irland-Fahrt. Von den Recken vergangener Tage sind noch Bernd „the brain“ Füsser, Hans-Rolf Walter, der-inzwischen-nicht-mehr-ganz-so-Rote-sondern-eher-Graue, Jörg Matena, der Mann mit dem zärtlichsten Griff am Schläger, ETUF-Spätheimkehrer Alexander Streit und als einziger Heidhauser Bergspezialist Norbert Hotze an Bord. Inzwischen sind Claus Brinkmann, Detlef Castro und Bernd Wensing zum Six-Pack gestoßen, so dass, wenn alles klappt, zwei Vierer unterwegs sind. Dass nunmehr zwei Bernds dabei sind, kann etwas irritieren. Versuchte Individualisierungsversuche wie „Fernd“ und „Wernd“ fanden noch keine breite Akzeptanz. Natürlich waren wir in den letzten Jahren nicht untätig. Rund um Berlin spielten wir nicht nur tolle Golfplätze, sondern sahen in einem proppenvollen italienischen Restaurant eins der besten Fußballspiele aller Zeiten (EM 2004: Tschechien-Niederlande) oder bezwangen im Tecklenburger Land in einer ehemaligen Tongrube die Eiger-Nordwand des Golfsports. Bei den Versuchen, europaweit Golfplätze vorzeitig altern zu lassen, sind die Jahre jedoch auch an uns nicht spurlos vorüber gegangen. Selbstverständlich ist die raubtierhafte Geschmeidigkeit am Schläger geblieben, auch wenn sich der Köperfettanteil um wenige Dezimalstellen erhöht hat, sich diese aber hinterlistig oberhalb des Gürtels konzentrieren. Auch eine Latenz zu modisch streckenweise gewagten Kopfbedeckungen ist zu vermerken, weniger weil es cool aussieht, sondern weil das schüttere Haupthaar die empfindliche Kopfhaut nicht mehr ausreichend gegen die sengende Sonne zu schützen vermag. Signifikant unser Start in St. Dyonis: Bernd F. holt eine Lesebrille (!) aus dem Bag, um die klitzekleinen Buchstaben auf der Scorekarte entziffern zu können. Doch damit nicht genug, als ausgebuffter Lochwettspieler hatte Bernd auch einen Strokesaver im Clubhaus eingesteckt, legte einen fulminanten Start hin, weil er alle Platzinformationen glänzend umsetzte, um dann am 5. Loch festzustellen, dass sich die Lochbeschreibungen nicht auf St. Dyonis bezogen, sondern auf einen Platz auf Sylt. Abgesehen von dem Umstand, dass der Platz entgegen den Angaben auf Bernds Strokesaver nicht direkt am Nordseegestade liegt, ist St. Dyonis einen Ausflug wert: ein klassischer Parklandcourse, fast einsam im Wald belegene Löcher und sagenhaft freundliche Menschen. Für die nächsten beiden Tage und Nächte ging es dann weiter nach Schloss Lüdersburg. Hier warteten zwei Golfplätze auf uns: am Samstag der „Old Course“ und am Sonntag der „Lake Course“. Trotz einiger am Freitag Abend eingebrachter innovativer Ideen hinsichtlich der Spielart (z.B. Vierball-Bestball-3/5 Aggregat bei 2/7 des reziproken Wertes der Stammvorgabenquersumme) und der Sonderpunkte (z.B. Woodie = Par mit Baumkontakt oder Platschie = Par nach im Wasserhindernis ruhenden Ball) entschieden wir uns für einen fast altbackenen Vierball-Bestball. Die beiden, ein Golfwochenende lohnenden Plätze in Lüdersburg haben unterschiedlichen Charakter. Der „Old Course“ schreckt mit engen Fairways, vielen Bäumen und einigen durchaus als tricky zu bezeichnenden Löchern, während der „Lake Course“ eher einem links course nachempfunden ist, also wenig Bäume, viel Wasser und Rough. Komplettiert wird das Ganze durch das angeschlossene schöne Hotel mit durchaus großzügig dimensionierten Zimmern. Natürlich hat der oben erwähnte Zuwachs an Leibesfülle nichts damit zu tun, dass der fließende Wechsel vom 18. Grün ans 19. Loch, kurze Rekreationsphase in der Waagerechten mit anschließendem opulenten Abendessen nebst der Situation angemessenen Getränkekonsum inzwischen von allen als höchst angenehm empfunden wird. Wie immer haben wir auch hart, aber fair um den inzwischen mit hübscher Patina versehenen Pokal gekämpft, und zwar so hart, dass der Sieger im Stechen ermittelt werden musste. Schließlich konnten sich Rolf und Claus am ersten Extra-Loch auf dem Putting-Grün gegen Detlef und Jörg durchsetzen. Ja, die Zeiten ändern sich. Früher erwarteten uns sehnlichst gestresste Ehefrauen mit heulenden, kleinen Kindern, heute begrüßt einen der erwachsene Sohn mit den Worten: „Wie, Du warst weg?“ Aber der Spaß am kleinen Ball ist geblieben. Und noch dürfen wir von gelben Abschlägen spielen!! AS