Son­nen­wend-Tur­nier am 21.06.07

Es gibt nicht viele Sportarten, die morgens ab 06.00 Uhr ausgeübt werden. Doch einmal im Jahr soll es im Golfsport so sein. Das Sonnenwend-Turnier, ein Traditionstu…

Es gibt nicht viele Sport­ar­ten, die mor­gens ab 06.00 Uhr aus­ge­übt wer­den. Doch ein­mal im Jahr soll es im Golf­sport so sein. Das Son­nen­wend-Tur­nier, ein Tra­di­ti­ons­tur­nier, will um 06.00 Uhr in der Früh` bei einem Ka­no­nen­start die Tees be­setzt wis­sen. Das ist hart. Zu­nächst ein­mal. Denn wenn der We­cker gegen 05.00 Uhr meint, sein jäm­mer­li­ches Da­sein mit höl­li­schem Kra­wall aufs Spiel set­zen zu müs­sen, ris­kiert er na­tür­lich einen Frei-Flug. Schon man­cher sei­ner Kol­le­gen fand sich plötz­lich völ­lig zer­streut auf dem Fuß­bo­den wie­der. Kann pas­sie­ren - muss aber nicht. Da steht man sich also mit­ten in der zwei­ten Tief­schlaf-Phase ab­rupt blin­zelnd und rat­los ge­gen­über. Wer darf als ers­ter ins Bad? Ge­seg­net sei, wer zwei Bäder oder zu­min­dest eine Gäste-Toi­let­te hat. Das mi­ni­miert die Ge­fahr einer Tät­lich­keit und einer zwi­schen­mensch­li­chen Tra­gö­die er­heb­lich.......und er­leich­tert. Schweig­sam bahnt man sich einen Weg an­ein­an­der vor­bei. Mor­gen­stund` hat Gold im Mund. Ein klei­ner Laib Brot tät`s auch schon. Doch die Zeit ist knapp. Die Liebs­te von allen hat davon of­fen­bar mehr als genug. Ge­nüss­lich und mit einer für uns Män­ner un­er­träg­li­chen Sorg­falt wer­den Lid­schat­ten und Rouge vor­ge­stri­chen, nach­ge­bes­sert, kor­ri­giert, neu po­si­tio­niert und noch­mals ein­ge­hend kri­tisch be­äugt. Jetzt ist der Mo­ment ge­kom­men, wo wir Män­ner uns nur noch mit einem per­fekt in­sze­nier­ten Vor­hof-Flim­mern zu hel­fen wis­sen. Gute Pa­nik­at­ta­cken haben noch nie ihr Ziel ver­fehlt. Die Liebs­te ist ge­rüs­tet für den Tag - wir Män­ner haben den Tag be­reits hin­ter uns. Ge­fühlt, ver­steht sich. Auch Rau­haar­da­ckel Feld­mann lässt es sich nicht neh­men, zum Ge­lin­gen des Tages ge­büh­rend bei­zu­tra­gen. Sein all­mor­gend­li­che Dis­put mit mei­ner rech­ten Pan­tof­fel droht mal wie­der zu es­ka­lie­ren. Auch Feld­manns Be­teue­rung, der Pan­tof­fel habe an­ge­fan­gen, stößt bei mir nicht auf Sym­pa­thie. Und das wie­der­um schlägt Feld­mann auf die Blase. Schnell zur Ter­ras­sen­tür hin­aus in die nächt­li­che Stil­le, die sich au­gen­blick­lich er­le­digt hat. Feld­mann ist be­reits laut­hals dabei, sein ge­lun­ge­nes Mor­gen­ge­schäft in alle Welt hin­aus zu po­sau­nen. Die ge­naue Uhr­zeit die­ser Ak­ti­on wer­den wir heute abend nach un­se­rer Rück­kehr ganz be­stimmt von un­se­ren Nach­barn er­fah­ren. Da sind sie sehr zu­ver­läs­sig und genau. End­lich fällt hin­ter uns die Haus­tür ins Schloss. Das Au­to­ra­dio ist ein lär­men­der Narr und der Wet­ter­be­richt lügt das Blaue vom Him­mel.......“nachts wei­ter­hin dun­kel und für die Jah­res­zeit zu laut“. Guten Mor­gen. Warum sind nur so viele Autos um diese Zeit un­ter­wegs? Haben die alle zu un­se­rem Tur­nier ge­mel­det? Die Liebs­te, die auch sonst immer alles weiß, klärt auf: “Die fah­ren zur Ar­beit.“ Ich schlu­cke. „Ar­beit? Um diese Zeit?“ Die Liebs­te würde nicht eine der her­aus­ra­gen­den Rol­len in mei­nem Leben spie­len, wüss­te sie nicht auch hier eine feine Ant­wort: „Wäh­rend du dich gleich beim Golf­spie­len furcht­bar ver­aus­gabst, ver­aus­ga­ben diese Leute sich bei der Ar­beit.“ Peng. Das saß! Sicht­lich ge­reift und schlag­ar­tig auf­ge­wacht steu­er­te ich den Park­platz an. Auch wäh­rend des wun­der­schö­nen Golf­spiels wan­der­ten meine Ge­dan­ken oft ab. Ob die vie­len Men­schen auf ihren Ar­beits­stät­ten sich jetzt auch so furcht­bar är­gern müs­sen wie ich nach mei­nem ver­zo­ge­nen Drive? Und mein mie­ses kur­zes Spiel - wie soll man damit leben kön­nen? Heute Abend frage ich einen aus un­se­rer Nach­bar­schaft, der als Hüt­ten­wer­ker am Hoch­ofen ar­bei­tet, ob er auch so­viel Ärger hatte wie ich. Als ich nach dem ver­korks­ten Tur­nier die Liebs­te in mein Vor­ha­ben ein­weih­te, war sie un­ge­wöhn­lich ruhig (Alarm­stu­fe 1!). Und als ein of­fe­nes Sperr­feu­er ge­ra­de be­gin­nen woll­te, mich über mein Le­bens­glück und meine Po­si­ti­on in der Welt­ge­schich­te un­miss­ver­ständ­lich in Kennt­nis zu set­zen, be­gann der Spiel­füh­rer mit der Sie­ger­eh­rung. 1. Netto Bernd Wen­sing 39 Sta­blf.-Punk­te 2. Netto Gun­ter Han­sen 35 Sta­blf.-Punk­te 3. Netto Wil­fried Roese 33 Sta­blf.-Punk­te HaWi

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