Aus ist's mit der Ruhe!!!

Waren das herr­li­che Wo­chen! Ge­stat­ten Sie, dass ich mich vor­stel­le: mein Name ist Gerke und ich bin ein Grau­rei­her,

auch Fisch­rei­her ge­nannt, oder mit wis­sen­schaft­li­cher Be­zeich­nung: ardea cin­de­rea.

Schon seit Jah­ren lebe ich mit ein paar mei­ner Ras­se­ge­nos­sen auf und an dem ETUF-Golf­ge­län­de. Ei­gent­lich toll hier, reich­lich Nah­rung wie Frö­sche, klei­ne Fi­sche und Mäuse und ein of­fe­nes Ge­län­de, wo man dro­hen­des Un­ge­mach schon von wei­tem er­kennt. Da ich An­näh­rungs­ver­su­chen nicht ganz so sto­isch ge­gen­über stehe wie mei­nen klei­nen Vet­tern, die Stock­enten, stell­ten die über den Platz has­ten­den Zwei­bei­ner mit ihren ko­mi­schen Kar­ren, die sie hin­ter sich her zogen oder vor sich her scho­ben, eine eher un­an­ge­neh­me Be­läs­ti­gung dar. An­ders als be­sag­te Schnat­te­rer, die sich ein­fach auf’s Was­ser zu­rück­zie­hen kön­nen, wenn sie ihre Ruhe haben wol­len, sind meine Schwimm­fä­hig­kei­ten zwar vor­han­den, aber eher un­ter­ent­wi­ckelt. Ich ziehe es vor, wür­de­voll im Was­ser zu waten und nicht darin zu plant­schen.

Na, je­den­falls stör­ten die Zwei­bei­ner schon hie und da, wenn ich mich in Ruhe auf einen be­son­ders fet­ten Frosch kon­zen­trie­ren woll­te. Und dann, vor ein paar Wo­chen: Ruhe, nichts als Ruhe.

Nur ge­le­gent­lich kamen Zwei­bei­ner auf ihren knat­tern­den Ge­fähr­ten vor­bei und mach­ten für mich durch­aus nütz­li­che Dinge, z.B. Gras mähen. Das mag ich, weil das meine po­ten­zi­el­le Nah­rung ent­tarnt. Und dann waren da noch ein paar an­de­re, aber ohne die selt­sa­men Kar­ren und still waren die auch. Sonst brül­len die gerne so Sa­chen wie „Fore“ oder las­sen runde Eier, mit denen sie sich stän­dig be­schäf­ti­gen, aber selt­sa­mer­wei­se nie drauf sit­zen und brü­ten, in Bäume und Äste flie­gen. Das macht einen Rie­sen­lärm und dann kom­men ganz viele von ihnen und su­chen das Ding und wenn sie es nicht ge­fun­den haben, lau­fen sie zu­rück und schla­gen es wie­der in den Baum. Ver­rückt! Wir ach­ten auf un­se­re Eier und be­schüt­zen sie und ver­su­chen nicht sie los­zu­wer­den.

Ich konn­te mir auch end­lich ein­mal ein paar Ecken in Ruhe an­gu­cken, wo sonst immer ganz viele Zwei­bei­ner ste­hen und ihre Eier in klei­nen run­den Lö­chern im Boden ver­sen­ken. Und wenn sie das ge­schafft haben, holen sie sie raus und ma­chen das­sel­be an einem an­de­ren Loch auf der Wiese. Die spin­nen, die Zwei­bei­ner! Wir sind froh, wenn wir un­se­re Eier in einem Nest haben und fan­gen nicht an sie herum zu schub­sen in ein an­de­res Nest.

Seit ges­tern je­den­falls ist es vor­bei mit der Ruhe. Jetzt lau­fen sie wie­der über den Platz, zwar nur zu zweit, aber wie­der jagen sie ihren run­den Eiern nach. Also, wenn Ihr mich in den nächs­ten Tagen seht: schön leise sein und nicht immer in die Bäume schie­ßen!

Gerke’s Dik­tat auf­ge­nom­men von AS

Gerke’s Por­traits auf­ge­nom­men von Brit­ta Knapp­mann

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